Mittelstufe

Auszug aus dem Schulprogramm der Martin-Buber-Schule Gießen
in der Fassung von 2014

1. Profil
Nach der Grundstufenzeit wechseln die Schülerinnen und Schüler (normalerweise zum fünften Schulbesuchsjahr) in die Mittelstufe. Diese besuchen sie in der Regel vier Jahre.
Die Klassen der Mittelstufe werden von mindestens einer Förderschullehrkraft und einer weiteren Person betreut. Letztere kann, je nach Klassensituation, eine weitere Lehrkraft, ein Erzieher oder eine Erzieherin sowie eine Absolventin bzw. ein Absolvent des Freiwilligen Sozialen Jahres sein.
Der Unterricht der Mittelstufe baut auf den Grundlagen der Grundstufenarbeit auf, führt diese fort und vertieft sie. Dabei orientieren sich die Kolleginnen und Kollegen der Mittelstufe selbstverständlich auch an den individuellen Voraussetzungen und dem Leistungsvermögen der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Der Unterricht und die Organisation des Schulalltags öffnen sich im Laufe der Mittelstufe zunehmend und wenden sich der Außenwelt zu. Es finden mehr klassenübergreifende Angebote statt, die an den Interessen sowie dem schulischen und häuslichen Umfeld der Schülerinnen und Schüler orientiert sind. Dabei ist es uns ein großes Anliegen, die Handlungsspielräume der Kinder und Jugendlichen so zu erweitern, dass deren Teilhabe an der Gesellschaft nach Maßgabe der jeweils individuellen Fähigkeiten und Interessen erweitert bzw. ermöglicht wird.
Unterrichtsinhalte werden weiterhin handlungsorientiert vermittelt, doch geht es nun noch stärker um die Verschränkung des Tuns mit der Welt der symbolhaften Abbildungen (z.B. beim selbständigen Führen von Dienstplänen, dem Erstellen von Listen, Lesen und Umsetzen von Rezepten).
Der Weiterführung der Kulturtechniken kommt in der Mittelstufe eine besondere Bedeutung zu. Dementsprechend findet – neben dem intensiven Rechen- und Deutschunterricht im Klassenverband – wöchentlich eine stufenübergreifende Leseförderung statt bei der alle Schülerinnen und Schüler in ihrem individuellen
Entwicklungsstand entsprechenden Kleingruppen gefördert werden.
Die in der Grundstufe bereits angebahnte Sicherung der Selbständigkeit in der Selbstversorgung wird während der Zeit der Mittelstufe soweit möglichst weitergeführt und ausgebaut. Letzteres geschieht beispielsweise beim selbständigen Zubereiten von Mahlzeiten, wie dem Klassenfrühstück.
Die räumliche Orientierung geht nun häufiger über das bekannte Schulterrain hinaus (Kennenlernen öffentlicher Einrichtungen, Sehenswürdigkeiten, mehrtägige Klassenfahrten) und wird von den Klassenteams initiiert und pädagogisch begleitet. Hierfür ist das Anbahnen und Beachten von Verkehrsregeln notwendig sowie das Erfahren von „adäquatem Verhalten“ in der Öffentlichkeit bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und – soweit möglich – beim Fahrradfahren.
Das „Spielen“ aus Grundstufenzeiten wandelt sich langsam in das Kennenlernen von Freizeitbeschäftigungen und entsprechenden Strukturen. Hierbei wird zunehmend mehr Augenmerk auf die Kenntnis und das Einhalten von Regeln gelegt.

2. Besondere Angebote der Mittelstufe
Arbeitsgemeinschaften (AG’s)
Seit vielen Jahren sind Arbeitsgemeinschaften (AG’s) ein fester Bestandteil der Mittelstufe. Die Schülerinnen und Schüler wählen sich zu Beginn eines Schuljahres in eine Neigungsgruppe ein, die sie im wöchentlichen Turnus besuchen.
In dieser Zeit wird der „normale“ Klassenverband aufgelöst. Je nach Schülerzahl werden pro Schuljahr etwa fünf bis sieben Kurse angeboten. Die Angebote sind sehr vielfältig und umfassen musikalische, sportliche und kreativen Aspekte. Sie wechseln jährlich und orientieren sich stets an den Schülerinteressen und -kompetenzen.

Lesekurse
Seit dem Schuljahr 2010/11 findet einmal wöchentlich ein klassenübergreifender Lesekurs statt innerhalb dessen eine stark spezialisierte Förderung auf dem jeweiligen Entwicklungsstand der Fördergruppenmitglieder realisiert wird. Die Kurse differenzieren sich, je nach Bedarf, in verschiedene Gruppen der Unterstützten Kommunikation (Erfahren basaler Kommunikation, Kennenlernen von Piktogrammen und Gebärden), Kurse zur Erweiterung von Buchstabenkenntnissen, solche zur Synthese von Silben und zum Lesen von Wörtern bis hin zu Gruppen die auf Satz- und Textebene lesen und an den Umgang mit Ganzschriften herangeführt werden.

Konfirmandenunterricht
In Zusammenarbeit mit der Petruskirche und der Behindertenseelsorge Gießen findet in der Mittelstufe regelmäßig ein klassenübergreifender Konfirmandenunterricht auf freiwilliger Basis statt (vgl. Punkt religiöse Erziehung).

Stufenbezogenen Aktivitäten
Neben den klassenübergreifenden Angeboten gibt es eine Reihe stufenbezogener Aktivitäten, die von den Klassenverbänden gestaltet werden bzw. an denen die Klassen teilnehmen. Dazu gehören beispielsweise Besuche des Stadttheaters Gießen und ein Kinobesuch im Rahmen der „Schulkinowochen“. Ferien werden regelmäßig mit einem stufeninternen Brunch „eingeläutet“. Hierfür bereitet jede Lerngruppe etwas zu essen für ein gemeinsames Buffet vor. Das Ganze wird von einem feierlichen Rahmenprogramm begleitet (z.B. Gesangs-, Musik- oder Tanzdarbietungen oder Ausstellungen von Arbeiten, die im Unterricht entstanden sind).

Stufenübergreifende Aktivitäten
Die Fußball-, die Cheerleader-AG, der Chor, das pädagogische Reiten und die Teilnahme am Fahrradführerschein finden stufenübergreifend für Mittelstufenschülerinnen und Schüler sowie solche aus der Haupt- und Berufsorientierungsstufe statt. In der Vorweihnachtszeit veranstalten die Mitglieder dieser beiden Stufen zudem einen schulinternen Weihnachtsmarkt. Beim „Schuljahresabschlussbrunch“ werden alljährlich die zukünftigen Mittelstufenschülerinnen und Schüler eingeladen und in das Geschehen einbezogen während die „Großen“, die in die Hauptstufe wechseln, entsprechend verabschiedet werden.